Mecklenburg-Vorpommern steht vor einer bedeutenden Herausforderung: In den kommenden Jahren suchen über 12.000 Unternehmen einen Nachfolger, besonders im Handwerk ist der Bedarf groß. Diese Entwicklung stellt nicht nur die betroffenen Betriebe vor eine Zäsur, sondern hat auch weitreichende Folgen für die regionale Wirtschaft und die Sicherung von Arbeitsplätzen.
Die alternde Generation der Handwerksmeister
Ein Blick auf die Altersstruktur im Handwerk zeigt, dass viele Betriebsinhaber das Rentenalter erreicht haben oder in den nächsten Jahren erreichen werden. Laut einer Analyse sind die Inhaber in Mecklenburg-Vorpommern älter als im Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2021 waren nur 10 % der Inhaber jünger als 40 Jahre, während der Anteil der über 61-jährigen höher ist.
Nachfolgezentrale MV als zentraler Ansprechpartner
Um die Unternehmensnachfolge im Land zu erleichtern, wurde die Nachfolgezentrale MV gegründet. Sie ist ein gemeinsames Projekt der Industrie- und Handelskammern, der Handwerkskammern, der Steuerberaterkammer MV und der Bürgschaftsbank Mecklenburg-Vorpommern. „Am Ende entscheiden aber immer unsere Mitarbeiter über das Matching“, sagt Frank Bartelsen, Leiter des Projekts.
Die Nachfolgezentrale MV verfolgt das Ziel, abgebende Unternehmer mit potenziellen Nachfolgern zusammenzubringen, um die wirtschaftliche Infrastruktur des Landes zu erhalten und auszubauen. Über das Nachfolgeportal MV können sich Interessierte registrieren und erhalten bei Übereinstimmung der Suchkriterien passende Matching-Partner. Die Daten werden streng vertraulich behandelt.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Die Unternehmensnachfolge ist ein komplexer Prozess, der viele Herausforderungen mit sich bringt. Dazu gehören:
- Finanzierung: Die Übergabe eines Unternehmens ist oft mit hohen Kosten verbunden. Viele Nachfolger benötigen finanzielle Unterstützung, um den Kaufpreis zu stemmen und notwendige Investitionen zu tätigen.
- Bewertung: Die Ermittlung des Unternehmenswertes ist ein wichtiger Schritt im Nachfolgeprozess. Dabei müssen sowohl materielle als auch immaterielle Werte berücksichtigt werden.
- Rechtliche Aspekte: Bei der Unternehmensnachfolge sind zahlreiche rechtliche Aspekte zu beachten, wie beispielsweise Vertragsgestaltung, Haftungsfragen und Steuerrecht.
- Emotionale Aspekte: Die Übergabe eines Unternehmens ist oft mit emotionalen Belastungen verbunden, sowohl für den abgebenden Unternehmer als auch für den Nachfolger.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, bietet die Nachfolgezentrale MV eine umfassende Beratung und Unterstützung an. Dazu gehören:
- Vermittlung von Kontakten: Die Nachfolgezentrale MV bringt abgebende Unternehmer mit potenziellen Nachfolgern zusammen.
- Beratung: Die Nachfolgezentrale MV berät Unternehmen und Nachfolger in allen Fragen der Unternehmensnachfolge.
- Förderung: Die Nachfolgezentrale MV informiert über Fördermöglichkeiten und unterstützt bei der Antragsstellung.
Erfolgsbeispiele
Die Nachfolgezentrale MV hat bereits zahlreiche Unternehmensnachfolgen erfolgreich begleitet. Zu den Erfolgsbeispielen gehören:
- Möwe Teigwarenwerk GmbH: Dank der Vermittlung der Nachfolgezentrale MV konnte Mirko Bröcker im Herbst 2023 die Geschäftsführung des Teigwarenwerks übernehmen.
- ABS Werbestudio: Inhaber Martin Parey fand mit Kay Giertz und der neu gegründeten Gesellschaft Baltic Print & Service innerhalb eines Jahres einen passenden Nachfolger.
- Form Nord GmbH: Die Nachfolgezentrale MV stellte den Kontakt zu einem Unternehmen, der Elektro- und Energieanlagenbau GmbH (EEB) in Barnin, her.
Das Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern
Das Handwerk ist ein bedeutender Wirtschaftsbereich in Mecklenburg-Vorpommern. In den mehr als 19.000 Betrieben sind rund 93.000 Beschäftigte tätig. Das Handwerk ist konjunkturell robuster als andere Wirtschaftszweige und trägt somit zu einer hohen regionalen Resilienz bei.
Unterstützung durch das Wirtschaftsministerium
Das Wirtschaftsministerium unterstützt das Handwerk vielfältig. „Auch künftig werden wir das Handwerk unterstützen“, so Minister Meyer. Im Fokus stehen dabei beispielsweise Qualifizierungsmaßnahmen, Innovations- und Investitionsunterstützungen sowie die Möglichkeit zur Beratung, um die Entwicklung neuer Geschäftsfelder voranzutreiben.
Aktuell fördert das Wirtschaftsministerium das „Meister-Extra“. Dabei wird ein erfolgreicher Abschluss einer Meisterprüfung in Handwerk und Industrie mit 2.000 Euro honoriert. Die besten 50 Absolventen eines Jahres erhalten darüber hinaus 3.000 Euro als Einmalzahlung.
Die Meisterprämie sieht einen einmaligen nicht rückzahlbaren Zuschuss in Höhe von 7.500 Euro als Unterstützung zum Lebensunterhalt vor. Handwerks- und Industriemeister erhalten diese, wenn sie erstmalig eine Existenz durch Übernahme eines Unternehmens gründen.
Die Bedeutung der Nachfolge für die Fachkräftesicherung
Die Unternehmensnachfolge ist auch ein wichtiger Faktor für die Fachkräftesicherung. Wenn ein Betrieb geschlossen werden muss, weil kein Nachfolger gefunden wurde, gehen auch Arbeitsplätze verloren. Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, junge Menschen für das Handwerk zu begeistern und ihnen die Möglichkeit zu geben, ein Unternehmen zu übernehmen.
Fazit
Die Unternehmensnachfolge im Handwerk ist eine große Herausforderung für Mecklenburg-Vorpommern. Um diese zu bewältigen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Politik und Institutionen erforderlich. Die Nachfolgezentrale MV leistet dabei einen wichtigen Beitrag.
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