Beratungen durch Bank-, Anlage- und Vermögensberater – darauf sollten Anleger achten
Zahlreiche Anleger in Deutschland nutzen mittlerweile die Online-Angebote der Banken. Das bedeutet, dass sie sich zum Beispiel über das Internet hinsichtlich verschiedener Geldanlagen informieren und dann selbst entscheiden, welche Produkte sie nutzen. Auf der anderen Seite gibt es nach wie vor zahlreiche Bankkunden, die sich bewusst für eine Beratung durch einen Experten entscheiden. Sie sollten allerdings kein blindes Vertrauen an den Tag legen, sondern auch eventuelle Empfehlungen durch die Berater kritisch hinterfragen. Worauf Sie grundsätzlich bei einer solchen Anlageberatung achten sollten, das erfahren Sie in unserem Beitrag.
Wer führt Beratungen in Anlagebereich durch?
Eins vorweg: Beratungen gibt es zwar nicht nur im Anlagebereich und beim Vermögensaufbau, sondern ebenfalls bei umfangreicheren Krediten. Diese möchten wir allerdings in unserem Beitrag außen vor lassen, denn im Hinblick auf die Beratung zu einer Immobilienfinanzierung gibt es andere Schwerpunkte, als wenn es sich um eine Anlageberatung handelt. Letztere findet zudem deutlich häufiger statt, sodass sie für die meisten Bankkunden ein interessanteres Thema ist. Doch wer führt eigentlich solche Beratungen durch, wenn es darum geht, das passende Produkt zur Kapitalanlage oder auch zum regelmäßigen Sparen bzw. Vermögensaufbau zu finden? Im Wesentlichen gibt es die folgenden Gruppen, welche Kunden in der Hinsicht beraten:
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Mitarbeiter einer Bank
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Anlageberater
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Vermögensberater
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Versicherungsberater
Wie Sie an dieser Auflistung erkennen, gibt es einige Gruppen, die im Bereich der Anlageberatung tätig sind. Am häufigsten findet eine solche Beratung der Bank statt, wenn Sie zum Beispiel mit dem Mitarbeiter einen Termin vereinbaren und anschließend im Hinblick auf eine Geldanlage oder den Vermögensaufbau informiert werden möchten.
Anlage- und Vermögensberater sind entweder selbstständig tätig oder arbeiten für ein Unternehmen, welches wiederum Beratungsdienstleistungen im Angebot hat. Hier sollten Sie durchaus besonders kritisch sein, denn nicht immer fallen die entsprechenden Berater unter bestimmte Regularien, wie es bei Bankberatern der Fall ist. Grundsätzlich sollten Sie ohnehin stets im Hinterkopf haben, dass natürlich auch die Berater daran interessiert sind, einige Produkte bevorzugt zu empfehlen.
Provisionsberatung vs. Honorarberatung: Was sind die Unterschiede?
Um noch einmal auf den letzten Satz des vorherigen Abschnitts einzugehen, nämlich dass manche Berater durchaus spezielle Produkte empfehlen, weil sie sich davon einen Vorteil versprechen. Hier kommt ein wichtiger Aspekt der Beratung zum Vorschein, nämlich ob es sich um eine sogenannte Provisions- oder um eine Honorarberatung handelt. Was ist der Unterschied? Nehmen wir den gewöhnlichen Bankmitarbeiter, der Sie im Hinblick darauf berät, welche Form der Geldanlage am besten geeignet ist. Normalerweise arbeiten die Kreditinstitute mit anderen Unternehmen zusammen, sogenannten Kooperationspartnern. Darüber hinaus gibt es die hauseigenen Produkte, wie zum Beispiel bestimmte Wertpapiere oder Fonds.
Das wiederum führt dazu, dass nicht wenige Berater diese entsprechenden Anlageprodukte priorisieren und dem Kunden bevorzugt empfehlen. In nahezu allen Fällen beraten Bankmitarbeiter auf Grundlage einer Provision, die sie oder zumindest der Arbeitgeber erhalten, wenn sie bestimmte Produkte gezielt empfehlen und verkaufen. Man spricht also in dem Fall von einer Provisionsberatung. Diese hat den gravierenden Nachteil, dass eben häufiger nicht unbedingt objektiv und nur im Sinne des Kunden beraten wird.
Das hat den bereits ausgeführten Grund, dass der Berater eben für ein Produkt X eine (höhere) Provision erhält. Würde er hingegen Produkt Y empfehlen, hat er keine oder geringere monetären Vorteile. Kooperationspartner der Banken, die zum Beispiel eine feste Provision für den Abschluss ihrer Produkte zahlen, sind insbesondere:
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Versicherungsgesellschaften
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Fondsgesellschaften
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Bausparkassen
Exakt das Problem, welches die Provisionsberatung mit sich bringt, versucht die Honorarberatung zu lösen. In dem Fall findet zwar auch eine Beratung statt, jedoch zu einem festen Honorar. Das bedeutet, dass der Berater normalerweise keine Provision erhält, sondern eine fixe Vergütung für die Beratung. Das wiederum hat den positiven Effekt, dass der Berater finanziell nichts davon hat, bestimmte Produkte bevorzugt zu empfehlen. Nicht immer funktioniert jedoch das zu 100 Prozent, aber tendenziell ist das Risiko einer zumindest teilweise subjektiv gesteuerten Beratung bei der Honorarberatung geringer als bei der Provisionsberatung. Das sollten Sie als Anleger wissen, wenn es darum geht, für welchen Berater Sie sich entscheiden.
Woran erkenne ich einen guten Anlageberater?
Nicht nur der Unterschied zwischen Provisions- und Honorarberatung ist wichtig, sondern Sie sollten einige Merkmale im Kopf haben, an denen Sie einen guten Anlageberater erkennen können. Nicht immer ist Ihr persönlicher Bankarbeiter, den Sie vielleicht schon einige Jahre kennen, auch objektiv betrachtet der für Sie beste Berater. Insbesondere unter der Voraussetzung, dass Sie sich an einen neuen Berater wenden, ist es wichtig, diesen möglichst gut im Hinblick auf seine Qualifikationen und Fähigkeiten einschätzen zu können.
Einige Merkmale, an denen Sie tendenziell gute Berater erkennen können, sind:
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Qualifikation kann nachgewiesen werden (Aus-, Fort- und Weiterbildungen, eventuell mit Zertifikat)
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Freundliches und sicheres Auftreten des Beraters
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Berater geht auf Ihre Fragen ein
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Berater stellt selbst eine Reihe von Fragen
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Es ist nicht erkennbar, dass bestimmte Produkte bevorzugt empfohlen werden
Ein Punkt ist in der Auflösung besonders wichtig, nämlich dass der Berater selbst viele Fragen stellt. Das ist prinzipiell ein gutes Zeichen, denn um für Kunden ideal geeignete Anlageprodukte zu finden, muss der Berater viele Informationen zum Anleger haben. Insbesondere die folgenden Fragen sollten auf keinen Fall in einem derartigen Anlagegespräch fehlen:
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Welches Ziel haben Sie mit der Geldanlage / dem Vermögensaufbau?
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Wie viel Kapital möchten Sie investieren?
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Welches Risiko können / möchten Sie eingehen?
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Wie wichtig sind Ihnen Sicherheit und Rendite?
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Wie hoch ist Ihr monatliches Einkommen?
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Wie hoch sind Ihre Fixkosten pro Monat ungefähr?
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Welche Anlageprodukte nutzen Sie bisher?
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Mit welchen Anlageformen haben Sie bereits Erfahrungen gesammelt?
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Wann benötigen Sie das angelegte Kapital frühestens oder spätestens?
Diese und noch andere Fragen sind sehr wichtig, denn nur anhand der Antworten können Berater zielgerichtet erkennen, welches Produkt für den Kunden am besten geeignet ist. Oftmals ist es ohnehin eine gute Mischung im Portfolio, die optimal auf den Anleger abgestimmt sein muss.
Berater haftet bei schweren Fehlern oder Versäumnissen
Leider kommt es nach wie vor häufiger vor, dass eine Beratung nicht wie gewünscht stattgefunden hat und daraus sogar für den Anleger finanzielle Schäden entstehen. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn der Berater nicht über die Risiken der Geldanlage informiert hat und Sie anschließend Verluste erleiden. Denken Sie in diesen Fällen daran, dass es in Deutschland eine Beraterhaftung gibt. Das bedeutet, dass der Berater oder auch die Bank einen finanziellen Schaden ersetzen müssen, sollte eine fehlerhafte, falsche oder unvollständige Beratung festgestellt werden können.