Norwegischer Staatsfonds – Vorbild für die deutsche Aktienrente?
Insbesondere auf Drängen der FDP wird in 2023 vermutlich die sogenannte Aktienrente eingeführt. Dieses Modell sieht vor, dass ein kleinerer Betrag der Rentenversicherungsbeiträge zukünftig vom Staat in Aktien investiert wird. In einigen Ländern gibt es ein solches Modell schon sehr viele Jahre, wie zum Beispiel in Norwegen. Dort existiert der norwegische Staatsfonds, der auch für die deutsche Aktienente ein gutes Vorbild sein kann. Wir möchten uns im Beitrag somit näher mit dem Thema norwegischer Staatsfonds beschäftigen und auf die Frage eingehen, ob Sie als Anleger dort eventuell investieren können.
Worum handelt es sich beim norwegischen Staatsfonds?
Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich beim norwegischen Staatsfonds um einen speziellen Fonds, der vom Staat aufgelegt wurde. Tatsächlich ist der norwegische Staatsfonds nicht irgendein Staatsfonds, sondern weltweit der größte. Die Zahlen sind beeindruckend: Das aktuelle Fondsvermögen (Stand 2023) beläuft sich auf etwa umgerechnet 1,2 Billionen Euro. Der Großteil dieses Vermögens ist dabei in Aktien angelegt, aber auch festverzinsliche Wertpapiere nehmen einen größeren Teil eins.
Im Wesentlichen sind es zwei Hauptaufgaben, die durch den norwegischen Staatsfonds wahrgenommen werden, der sich in zwei „Unterfonds“ gliedert. Zum einen gibt es den „Staatlichen Pensionsfonds Norwegen“. Zum anderen existiert unter dem Dach norwegischer Staatsfonds ebenso der Unterfonds „Staatlicher Pensionsfonds Ausland“. Der staatliche Pensionsfonds Norwegen hat die Aufgabe, Teile der Sozialversicherungsbeiträge, die von den Norwegern gezahlt werden, in Aktien und andere Anlagewerte zu investieren. Das führt dazu, dass Norwegen eindeutig mit einem Anteil zwischen 80 bis 90 Prozent der Schwerpunkt innerhalb der Anlage dieses Teilfonds darstellt.
Demgegenüber fließen in den staatlichen Pensionsfonds Ausland die Einnahmen, die Norwegen durch seine Erdölförderung erzielt. Diese sind erheblich, denn unter anderem wurde im Jahre 1969 ein riesiges Erdölvorkommen aus dem Bereich Offshore entdeckt. Eine Besonderheit des norwegischen Staatsfonds besteht in dem Zusammenhang darin, dass die entsprechenden Einnahmen nicht – wie beim deutschen Rentensystem üblich – vorwiegend in Geldmarktpapiere oder sichere Staatsanleihen fließen, sondern zu einem großen Anteil in Aktien. Dabei wird trotzdem auf eine Diversifizierung gelegt, sodass sich das Fondsvermögen in die folgenden Bereiche gegliedert:
- Aktien
- Anleihen
- Immobilien
- Erneuerbare Energien
Aktien dürfen dabei allerdings maximal ein Anteil von 70 Prozent ausmachen, was sie mit derzeit rund 69 Prozent auch fast schon tun.
Wie kann der norwegische Staatsfonds ein Vorbild für die Aktienrente sein?
Der norwegische Staatsfonds kann insoweit ein Vorbild für die deutsche Aktienrente sein, als dass auch dort innerhalb des erwähnten Teilfonds Beiträge zur Sozialversicherung in den Fonds fließen und anschließend in Wertpapiere angelegt werden. Exakt das ist auch im Rahmen der Aktienrente geplant. Dort soll es ebenfalls so sein, dass – allerdings bisher ein relativ kleiner Anteil – der Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung anschließend in Aktien bzw. Fonds investiert werden.
Was aber steckt eigentlich hinter dem Gedanken, sowohl bei der Aktienente als auch beim norwegischen Staatsfonds? Der Sinn und Zweck soll vor allem da darin bestehen, eine deutlich bessere Rendite zu erwirtschaften, als es mit den aktuellen Anlageformen der Fall ist, die der deutsche Staat nutzt. Bei solchen Staatsfonds mit einem höheren Aktienanteil ist es auf lange Sicht nicht unrealistisch, dass sich damit jährliche Erträge zwischen fünf bis sieben Prozent erzielen lassen. Dass das in der Praxis sehr gut funktioniert, zeigt die Performance des norwegischen Staatsfonds eindeutig. Innerhalb der vergangenen rund 15 Jahre kann der Form auf eine durchschnittliche Jahresrendite von knapp sechs Prozent zurückblicken.
Können Anleger in die norwegischen Staatsfonds investieren?
Nach all den positiven Eigenschaften und Vorteilen ist der norwegische Staatsfonds sicherlich auch für deutsche Anleger vom Prinzip her äußerst interessant. Allerdings gibt es keine Möglichkeit, dass Privatpersonen Anteile am Fonds erwerben können. Es handelt sich um einen rein staatlichen Fonds, der aus den genannten Gründen das vorhandene Kapital am Aktien- und Anleihenmarkt investieren soll. Allerdings haben interessierte Anleger dennoch eine Option, nämlich den norwegischen Staatsfonds mit verschiedenen Instrumenten – wenn auch nicht vollständig – nachzubilden. Die wesentlichen Eigenschaften des norwegischen Staatsfonds sind nämlich:
- Langfristige Geldanlage
- Diversifikation
- Investment zum Großteil in Aktien und Rentenwerte
Im Vordergrund steht vor allem die sehr breite Streuung des Kapitals, was der norwegische Staatsfonds durch ein Investment in Aktien erreicht. Immerhin gibt es mehr als 9.000 Unternehmen, von denen der Staatsfonds entsprechende Anteile hält. Dieses Volumen können Privatanleger zumindest annähernd abbilden, nämlich durch eine Anlage in ETFs.
Wie bilde ich den norwegischen Staatsfonds mit Indexfonds nach?
Indexfonds werden auch als ETFs bezeichnet, die Exchange Traded Funds. Der Vorteil ist unter anderem, neben einer günstigen Kostenquote, die sehr breite Streuung. Ein ETFs orientiert sich stets an einem Referenzindex, insbesondere an einem Aktienindex. Wenn Sie nun den DAX als Beispiel nehmen, dann würde ein DAX-ETF in die 40 Aktienwerte des Deutschen Aktienindex investieren. Damit wäre natürlich keine annähernd breite Streuung erreicht, wie sie der norwegische Staatsfonds erreicht hat.
Es gibt allerdings auch noch andere Indizes, welche die Kursentwicklung von deutlich mehr Aktienwerten repräsentieren, insbesondere auf internationaler Ebene. So können Sie beispielsweise mit dem MSCI World Index bzw. den zugehörigen ETFs automatisch sehr viele internationale Aktien abbilden und indirekt in die Wertpapiere investieren. Wenn Sie sich auch von der Mischung her an die Vorgaben des norwegischen Staatsfonds halten möchten, dann sollten Sie sich für ETFs aus den folgenden Bereichen entscheiden:
- Aktien
- Anleihen
- Immobilien
Wenn Sie die passenden Indexfonds auswählen, können Sie über diesen Weg sicherlich insgesamt mehrere Hundert Aktien, Anleihen und Immobilien abbilden.
Vermögen aufbauen nach dem Vorbild des norwegischen Staatsfonds
Den norwegischen Staatsfonds können Sie nicht nur als Vorbild für ein einmaliges Investment nutzen. Darüber hinaus ist es mit einem ETF-Sparplan sehr gut möglich, auf dieser Grundlage langfristig zu sparen und so ein Vermögen aufzubauen. Sie würden dann nicht einmalig Geld in die angesprochenen Indexfonds investieren, sondern zum Beispiel im Rahmen eines Fondssparplans jeden Monat für 200 oder 300 Euro die Fondsanteile erwerben.
Welche Risiken gibt es?
Da der norwegische Staatsfonds sowohl in Aktien als auch Unternehmens- und Staatsanleihen gibt, existieren die üblichen Kursrisiken. Dass diese nicht unerheblich sein können, zeigte das vergangene Jahr (2022). Dort verbuchte der Fonds einen Verlust von rund 150 Milliarden Euro, insbesondere aufgrund der schlechten, internationalen Aktienmärkte. Langfristig und mit einem Horizont von zehn Jahren und mehr, dürfte die Rendite dennoch im Plus liegen.