Mitten im Kriegsgebiet medizinisch helfen, Verletzte versorgen und Leben retten: Dr. Amar Mardini, Arzt in Weiterbildung an der Klinik und Poliklinik für Infektiologie, Nephrologie, Endokrinologie und Tropenmedizin der Universitätsmedizin Rostock, war in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt rund ein halbes Jahr im Gazastreifen im Einsatz. Für sein Engagement in der ärztlichen Versorgung unter
Extrembedingungen wurde er vor drei Wochen auch von Bundespräsident FrankWalter Steinmeier im Schloss Bellevue empfangen. Eingeladen wurde er von der Hilfsorganisation CADUS, mit der er mehrfach in der Krisenregion tätig war.
„Die medizinische Infrastruktur im Gazastreifen ist nahezu vollständig zusammengebrochen, die hygienischen Zustände sind dramatisch, und die Ernährungslage ist menschenunwürdig“, schildert Dr. Mardini die Situation vor Ort. Er engagiert sich seit mehreren Jahren im humanitären Bereich und bringt seine Erfahrungen aus Konfliktgebieten nun auch in seine fachärztliche Weiterbildung in Rostock ein.
CADUS ist seit Februar 2024 als zertifiziertes Emergency Medical Team unter dem Dach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Gazastreifen aktiv. Dr. Mardini war unter anderem an medizinischen Evakuierungen beteiligt, darunter Transporte durch aktive Kampfzonen sowie grenzüberschreitende Ausreisen von Patientinnen und Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen. Unterstützt wird CADUS dabei unter anderem vom Palästinensischen Roten Halbmond.
Ein weiterer Teil der Arbeit besteht in der Unterstützung von Notaufnahmen, Feldkliniken und sogenannten Trauma-Stabilisierungspunkten. Darüber hinaus führt die Organisation Schulungen durch – darunter Kurse zu Basis-Notfallmedizin oder Ultraschall-Diagnostik –, um die medizinische Versorgung auch langfristig zu stärken.
Prof. Dr. Micha Löbermann, Leiter der Infektiologie und Tropenmedizin an der Universitätsmedizin Rostock, bewertet den Einsatz seines Mitarbeiters als vorbildlich: „Humanitäre Hilfe wie die von Dr. Mardini ist Ausdruck gelebter ärztlicher Ethik. Solche Erfahrungen fließen direkt in unsere tägliche Arbeit ein – sie fördern nicht nur die individuelle Kompetenz, sondern stärken auch die internationale Verantwortung unseres Hauses.“
Dass er die Einsätze mit seiner Tätigkeit in Rostock vereinbaren kann, sei für Dr. Mardini keineswegs selbstverständlich. Die Unterstützung durch Prof. Löbermann ermögliche es ihm, sich in akuten Notsituationen zu engagieren, ohne seine klinische
Weiterbildung zu vernachlässigen. „Ich weiß das sehr zu schätzen“, sagt der 35Jährige, der in Göppingen geboren wurde und sein Studium in Marburg absolvierte.