Der Großhandel in Mecklenburg-Vorpommern steckt in einer Krise. Laut dem Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) rechnen 40 % der Unternehmen mit sinkenden Umsätzen im Jahr 2025, während die Großhandelspreise für Grundnahrungsmittel wie Kaffee (+34,4 %) und Milchprodukte (+7 %) weiter steigen. Die Kombination aus Nachfrageeinbruch, Energiekosten und globalen Lieferkettenproblemen droht, den Wirtschaftsmotor des Landes nachhaltig zu beschädigen.
Aktuelle Entwicklung: Großhandelspreise steigen trotz Umsatzflaute
Die Großhandelspreise in Deutschland stiegen im Januar 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 0,9 %, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Besonders betroffen sind:
- Kaffee, Tee, Kakao: +34,4 %
- Zucker und Süßwaren: +11 %
- Milchprodukte und Speiseöle: +7 %
Gleichzeitig sanken die Umsätze im Großhandel real um 4,2 % (Dezember 2024 vs. 2023). Für Mecklenburg-Vorpommern prognostiziert die IHK zu Rostock einen Investitionsrückgang von 21 % in 2025 – der sechste Negativsaldo in Folge.
Ursachenanalyse: Drei Treiber der Krise
1. Energiekosten und CO₂-Preise
Die Preise für Strom, Gas und Brennstoffe lagen im April 2024 zwar 4 % unter dem Vorjahr, doch die Ende März 2024 ausgelaufene Mehrwertsteuersenkung auf Gas (7 % → 19 %) belastet Betriebe zusätzlich. Die CO₂-Preiserhöhung ab Januar 2024 trieb die Kosten für fossile Brennstoffe weiter in die Höhe.
2. Globale Lieferketten und Nachfrageeinbruch
Der Außenhandelsumsatz in MV sank 2024 real um 2,7 %, wie der BGA in einer Pressemitteilung darlegte. Dirk Jandura, BGA-Präsident, warnt:
„Hier bröckelt das Fundament der deutschen Wirtschaft. Die Aufträge brechen weg, die Investitionen sinken, die Insolvenzen steigen. Der Mittelstand hat das Vertrauen in die Politik verloren.“
3. Inflation und Kaufkraftverlust
Die Inflationsrate in MV lag 2024 bei 2,0 % – leicht unter dem Bundesdurchschnitt (2,3 %). Dennoch stiegen die Preise für Grundnahrungsmittel drastisch:
- Butter: +32,6 %
- Schokolade: +12,6 %
- Fisch (Kabeljau/Lachs): +11,2 %
Regionaler Fokus: MV kämpft mit strukturellen Schwächen
Laut IHK-Umfrage (Januar 2025) bewerten nur 31 % der MV-Unternehmen die Wirtschaftslage als „gut“. Gründe:
- Energie- und Rohstoffkosten: 71 % der Betriebe
- Arbeitskosten: 65 %
- Bürokratie: 49 %
Laut IHK-Umfragen klagen viele Logistikbetriebe über fehlendes Personal.
Branchenspezifische Auswirkungen
Die Zahl der Insolvenzen im Großhandel stieg 2024 auf 277 Fälle (+19 %). Betroffen sind vor allem Mittelständler mit hohem Energieverbrauch, etwa Kühlhausbetreiber oder Metallhändler.
Der BGA rechnet 2025 mit einem nominalen Umsatzrückgang von 0,5 % im Großhandel und -2,7 % im Außenhandel. Die IHK Neubrandenburg fordert in einer Stellungnahme ein Moratorium für neue Bürokratie und Steuerentlastungen.
Fazit
Die Krise des Großhandels in Mecklenburg-Vorpommern offenbart strukturelle Schwächen: Hohe Energiekosten, Fachkräftemangel und globale Handelsstörungen treffen auf eine zurückhaltende Investitionspolitik. Ob die Forderungen nach Deregulierung ausreichen, um wieder bessere Zahlen schreiben zu können, bleibt ungewiss. Klar ist: Ohne gezielte Entlastungen und eine Beschleunigung der Energiewende droht MV den Anschluss an wettbewerbsfähigere Regionen zu verlieren.