Private Altersvorsorge – keine Pflicht aber sehr empfehlenswert
Immer mehr Bürger in Deutschland haben mittlerweile erkannt, dass sie ohne private Altersvorsorge im späteren Rentenalter zum Teil erhebliche Einbußen im Hinblick auf den bisherigen Lebensstandard in Kauf nehmen müssen. Daher greifen die Menschen zunehmend zu Sparverträgen, um dadurch den privaten Vermögensaufbau und konkret den Aufbau einer privaten Altersvorsorge vorzunehmen. Wir möchten im Beitrag erläutern, warum dies äußerst sinnvoll und empfehlenswert ist. Ferner gehen wir auch auf die verschiedenen Möglichkeiten ein, die an den Finanzmärkten zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge zur Verfügung stehen.
Warum ist eine private Altersvorsorge wichtig?
Der Grund dafür, dass der Aufbau einer privaten Altersvorsorge sehr wichtig ist, ist die sogenannte Versorgungslücke. Diese entsteht dadurch, dass Ihre spätere, gesetzliche Rente deutlich geringer als Ihr bisheriges Nettoeinkommen ausfallen wird. Mit Eintritt in das Rentenalter gibt es dementsprechend eine größere Differenz zwischen Ihrem bisherigen Einnahmen und dem Rentenbezug. Dahinter steckt unter anderem auch das Rentensystem in Deutschland, welches sich aus den folgenden Komponenten zusammensetzt:
- Gesetzliche Rente
- Betriebliche Altersvorsorge
- Private Altersvorsorge
Wie zu erkennen ist, setzt der Staat mittlerweile in gewisser Weise darauf, dass sich die Bürger zumindest teilweise selbst um ihre Vorsorge im Rentenalter kümmern. Da eben die gesetzliche Rente durchschnittlich nur etwa zwischen 40 bis 60 Prozent des vorherigen Nettoeinkommens beträgt, ist die entsprechende Versorgungslücke nahezu vorprogrammiert.
Wie berechne ich meine Versorgungslücke?
Ein erster wichtiger Schritt zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge besteht darin, dass Sie Ihre monatliche Versorgungslücke identifizieren. Das ist relativ einfach, denn Sie müssen dazu im Grunde lediglich Ihr bisheriges Nettoeinkommen nehmen und sich Ihre Renteninformation näher betrachten. Diese erhalten Sie für gewöhnlich einmal pro Jahr, maximal zweijährlich von der Rentenversicherungsanstalt. Dort ist unter anderem aufgeführt, wie hoch Ihre spätere gesetzliche Rente voraussichtlich ausfallen wird, wenn Sie weiterhin – wie bisher – in die Rentenkasse einzahlen. Um zu verdeutlichen, wie Sie anhand dieser Zahlen und Daten Ihre Versorgungslücke berechnen können, ein kurzes Beispiel:
- Nettoeinkommen: 3.000 Euro (monatlich)
- Zu erwartende gesetzliche Rente: 1.650 Euro
- Betriebsrente: 250 Euro
- Versorgungslücke: 1.100 Euro
Sie können also die eventuelle Betriebsrente mit einkalkulieren, wenn Sie Ihre Versorgungslücke ermitteln. Diese sollten Sie dann im besten Fall komplett mittels einer privaten Altersvorsorge schließen können.
Wie baue ich eine private Altersvorsorge auf?
Zum Zweck des Aufbaus einer privaten Altersvorsorge stehen an den Finanzmärkten zahlreiche Produkte zur Verfügung. Diese werden von Banken und anderen Finanzdienstleistern in der Regel unter der Bezeichnung Sparplan oder Sparvertrag angeboten. Sie haben als Sparer fast schon die Qual der Wahl, sich für eine oder mehrere dieser Möglichkeiten zu entscheiden. Die bekanntesten Produkte aus diesem Bereich sind:
- Private Rentenversicherung
- Kapitallebensversicherung
- Banksparplan
- Fonds- und ETF-Sparplan
- Aktiensparplan
- Edelmetallsparplan
Es geht hier stets darum, dass Sie durch regelmäßige Einzahlungen in den entsprechenden Sparvertrag langsam immer mehr Vermögen ansammeln. Ist der entsprechende Sparvertrag spätere auszahlungsreif, gehen Sie am besten so vor, dass Sie das vorhandene Kapital verrenten lassen. Das bedeutet, Sie nutzen zum Beispiel einen sogenannten Renten- oder Auszahlplan. Das Vermögen wird in dem Fall in der Regel verzinslich angelegt und Sie erhalten dann für einen von Ihnen festgelegten Zeitraum eine monatliche Auszahlung, die Sie als Zusatzrente nutzen können.
Die Unterschiede zwischen den zuvor genannten Sparplänen beziehen sich vor allem auf deren Sicherheit, die Rendite und auch die Flexibilität. Wenn wir uns nur die durchschnittliche Rendite betrachten, dann fahren Sie vermutlich mit Aktien-, Fonds- und ETF-Sparplänen am besten. Dafür allerdings sind auf der anderen Seite der Banksparplan, die private Rentenversicherung und auch die Kapitallebensversicherung besonders sicher, sollte es sich nicht um eine fondsgebundene Variante handeln. Letztendlich müssen Sie allerdings selbst entscheiden, welchen Sparvertrag Sie zum Aufbau Ihrer privaten Altersvorsorge wählen.
Die richtige Sparrate festlegen
Es ist bei Weitem nicht so einfach, wie es vielleicht klingen mag, sich für die richtige Sparrate zu entscheiden. Wenn Sie später eine vernünftige, private Altersvorsorge haben möchten, müssen Sie damit im Idealfall die bereits angesprochene Versorgungslücke abdecken. Dazu müssen Sie allerdings zunächst berechnen, wie viel Kapital Sie später benötigen, um daraus die gewünschte Rente zu ziehen. Das wiederum ist in Verbindung mit einer durchschnittlichen Jahresrendite die Kalkulationsgrundlage für Ihre optimale Sparrate. Wie eine solche Rechnung aussehen kann, dazu möchten wir wiederum ein Beispiel geben.
Nehmen wir dazu die bereits genannte Versorgungslücke und gehen davon aus, dass Sie gerne ab Ihrem 67. Lebensjahr für einen Zeitraum von 15 Jahren eine zusätzliche, private Rente haben möchten. Ferner nehmen wir im Beispiel an, dass Sie sich für einen Fonds-Sparplan entscheiden und dieser pro Jahr eine Durchschnittsrendite von 5,8 Prozent beinhaltet. Wir gehen ferner davon aus, dass Sie aktuell 29 Jahre alt sind. Somit haben Sie noch exakt 38 Jahre Zeit, um in den jeweiligen Sparplan einzuzahlen. Die Rechnung sieht nun wie folgt aus:
- Benötigtes Vermögen: 198.000 Euro (1.100 Euro * 12 Monate * 15 Jahre)
- Einzahlungsdauer: 38 Jahre
- Rendite (pro Jahr): 5,8 %
- Auszahlungszeitraum: 15 Jahre
- Monatlicher Sparbeitrag: ca. 120 Euro
Diese Beispielrechnung können Sie natürlich mit Ihren individuellen Zahlen und Daten abändern. Auf jeden Fall haben Sie auf diese Weise die Möglichkeit, die passende Sparrate zu ermitteln, damit Sie später wie gewünscht von der privaten Altersvorsorge profitieren.
Staatliche Zulagen und Förderungen mit einbeziehen
Mittlerweile tut auch der Staat einiges, um den Aufbau einer privaten Altersvorsorge auf Seiten der Bürger zu fördern. Das bekannteste Produkt ist dem Zusammenhang die sogenannte Riester-Rente. Auf die entsprechende Zulagen haben Sie Anspruch, falls Sie folgende Bedingungen erfüllen:
- Sie zahlen in die gesetzliche Rentenkasse ein (freiwillig oder verpflichtend)
- Sie entscheiden sich für einen riesterfähigen Sparvertrag
- Sie zahlen in den Sparvertrag ein
Zu beachtende Einkommensgrenzen gibt es übrigens bei der Riester-Rente nicht, wie es zum Beispiel bei der Wohnungsbauprämie oder der Arbeitnehmersparzulage der Fall ist. Besonders lohnenswert ist diese staatliche Förderung zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge für Familien mit Kindern. Dann kommt zu der Grundzulage in Höhe von bis zu 175 Euro zusätzlich noch eine Kinderzulage. Dieses beträgt pro Kind und Jahr 300 Euro. Eventuell sind für Sie als Förderungen ebenfalls die Arbeitnehmersparzulage und die Wohnungsbauprämie interessant. Die Arbeitnehmersparzulage wird auf die Einzahlungen in einen Sparvertrag über vermögenswirksamen Leistungen gezahlt, beläuft sich allerdings pro Jahr auf unter 100 Euro.
Wann ist keine private Altersvorsorge notwendig?
Nur wenige Rentner in Deutschland werden später alleine mit der gesetzlichen Rente ihren Lebensstandard halten können, zumal die Rente ohnehin begrenzt ist. Trotzdem gibt es Fälle, in denen es nicht unbedingt notwendig ist, eine private Altersvorsorge aufzubauen. Das wäre unter anderem so, wenn Sie jetzt oder in Zukunft über größere Vermögenswerte verfügen, die Sie dann ab Ihrem Rentenalter liquidieren können. Vorsicht allerdings bei Immobilieneigentum: Zwar besitzen Sie dann einen Vermögenswert von oftmals mehreren Hunderttausend Euro im Wert.
Das Problem besteht allerdings darin, dass Sie daraus keine Liquidität ziehen können, die zum Beispiel zum Decken der monatlichen Ausgaben genutzt werden kann. In einem solchen Fall würde Ihnen lediglich eine sogenannte Umkehrhypothek bleiben, die allerdings recht teuer ist. Aus dem Grund ist es tatsächlich in den weitaus meisten Fällen so, dass der Aufbau einer privaten Altersvorsorge dringend zu empfehlen ist. Sie sollten zudem so früh wie möglich beginnen, denn je geringer sind die Einzahlungen, die Sie in den entsprechenden Sparvertrag vornehmen müssen.