Das Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern steht vor vielfältigen Herausforderungen, die jedoch auch Chancen bergen. Eine aktuelle Analyse des Instituts für angewandte Handwerksforschung (ifh Göttingen) im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit (MV) beleuchtet die Struktur, regionalen Unterschiede und Potenziale des Handwerks im Bundesland. Ziel ist es, die strategische Ausrichtung dieses wichtigen Wirtschaftszweigs zu optimieren.
Wirtschaftliche Bedeutung und regionale Unterschiede
Das Handwerk trägt maßgeblich zur Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern bei. „Das Handwerk erbringt etwa ein Sechstel der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes“, heißt es in der Studie des ifh Göttingen. Im Jahr 2019 waren 92.983 Personen im Handwerk des Landes erwerbstätig, mit einem Gesamtumsatz von rund 9,3 Milliarden Euro.
Die Entwicklung verläuft jedoch regional unterschiedlich. Während im Kammerbezirk Ostmecklenburg-Vorpommern die Unternehmenszahlen leicht stiegen, sanken sie im Bezirk Schwerin. „Der Umsatz wuchs im Kammerbezirk Schwerin stärker“, so die Analyse. Die Handwerkerdichte ist an den Rändern des Landes höher als in den zentralen Regionen, besonders niedrig in der Region zwischen Güstrow, Neubrandenburg, Pasewalk und Greifswald.
Herausforderungen im Fokus
Die Studie identifiziert mehrere zentrale Herausforderungen:
- Fachkräftemangel: Einer der größten Engpässe. „Bis 2025 fehlen im Handwerk mehr als 150.000 Fachkräfte“,warnt die Handwerkskammer Schwerin. Besonders betroffen sind die Bereiche Sanitär und Heizung sowie Elektroinstallationen.
- Digitalisierung: Bietet Effizienzsteigerungen und neue Geschäftsmodelle, erfordert jedoch Investitionen und Know-how.
- Bürokratie: Belastet Betriebe durch komplexe Förderprogramme und Auflagen. „Die bürokratischen Anforderungen nehmen stetig zu“, klagen Handwerksvertreter.
- Energiepreise: Hohe Energiekosten und die CO2-Steuer setzen Betriebe unter Druck.
- Unternehmensnachfolge: Viele Inhaber suchen Nachfolger, doch hohe Anforderungen erschweren die Übergabe.
Der Kampf gegen den Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel wird durch den demografischen Wandel, Abwanderung und die Konkurrenz anderer Branchen verschärft. Um dem entgegenzuwirken, fordert das Handwerk Maßnahmen wie die Gleichstellung von akademischer und beruflicher Bildung. „Es fehlt die Wertschätzung für handwerkliche Ausbildungsberufe“, so ein Teilnehmer der Experteninterviews.
Weitere Lösungsansätze sind die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte, die Intensivierung der Pressearbeit und die Förderung von Berufsmessen und Praktika. In Sachsen gibt es beispielsweise die Möglichkeit,Berufsausbildung und Abitur zu verbinden.
Digitalisierung als Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit
Die Digitalisierung bietet dem Handwerk große Chancen, erfordert jedoch den Abbau von Hürden. „Insgesamt herrscht eine positive Einschätzung vor, d.h. den Betrieben wird zugetraut, dass sie die Digitalisierungspotenziale weitgehend selbstständig nutzen werden“, heißt es in der Studie.
Ein flächendeckender Breitbandausbau ist essenziell. Förderprogramme sollen den Einstieg in digitale Systeme erleichtern. Die Handwerkskammern sollten digitale Schulungen anbieten.
Bürokratieabbau gefordert
Bürokratische Hürden sind ein zentrales Problem für das Handwerk. „Es wird aber auch die Auffassung geschildert, dass es bisher der Politik nicht gelungen sei, im Bereich Bürokratie für Entlastung zu sorgen, sondern die Menge an Vorgaben und Ansprüchen stetig zunähme“. Vereinfachungen bei Förderprogrammen und öffentlichen Aufträgen sind notwendig.
Energiepreise und Klimaschutz
Hohe Energiepreise und die CO2-Steuer belasten die Betriebe. Maßnahmen zur Entlastung, die Förderung von Energieeffizienz und der Technologietransfer sind gefordert. Handwerker nehmen aufgrund des Beratungsbedarfs der Kunden durch die Energiewende im Bereich Elektro und SHK zunehmend die Rolle von Energieberatern ein.
Unternehmensnachfolge sichern
Viele Betriebsinhaber suchen einen Nachfolger. Betriebsberater und Förderprogramme können die Übergabe erleichtern. Es gilt, über die Chancen und Herausforderungen der Unternehmensnachfolge zu informieren.
Konkrete Initiativen und Ausblicke
Einige konkrete Maßnahmen und Initiativen können das Handwerk stärken:
- Bezahlte Ferienpraktika: Nach dem Vorbild Sachsen-Anhalts könnten auch in Mecklenburg-Vorpommern bezahlte Ferienpraktika die Attraktivität des Handwerks steigern.
- Digitales Marketing: Handwerksbetriebe sollten digitale Marketingstrategien nutzen, um junge Talente zu erreichen.
- Kostenlose Potenzialanalyse: Strategieberater können Betriebe individuell analysieren und beraten.
„Mit den richtigen Strategien und Initiativen kann das Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern seine Position als wichtiger Wirtschaftsfaktor stärken und ausbauen“, schließt die Analyse. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich das Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern den Herausforderungen stellt und seine Potenziale entfaltet.