Mecklenburg-Vorpommern belegt im aktuellen Exportranking der Bundesländer den letzten Platz. Daten aus dem Jahr 2024 zeigen die Herausforderungen für die Wirtschaft im Nordosten, während andere Regionen Deutschlands ihre starke Exportorientierung behaupten.
Aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes zufolge rangiert Mecklenburg-Vorpommern im Zeitraum Januar bis Juli 2024 auf dem 16. und damit letzten Platz im Vergleich der Exportumsätze der Bundesländer. Mit Exporten in Höhe von 5,341 Milliarden Euro trägt das Bundesland lediglich 0,7 Prozent zum gesamten deutschen Exportvolumen bei.
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Januar-Juli 2023/2024) verzeichnete Mecklenburg-Vorpommern zudem einen Rückgang der Exporte um 4,3 Prozent. Bereits im Jahr 2023 lag das Bundesland auf dem 16. Platz, mit Exporten von 9,891 Milliarden Euro und einem leichten Rückgang von 0,7 Prozent gegenüber 2022. Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Mecklenburg-Vorpommern stellten Anfang 2024 fest, dass die Exporte „ohne Dynamik“ seien.
Die Exportquote im bundesweiten Überblick
Betrachtet man die Exportquote, also das Verhältnis der Exporte zum Bruttoinlandsprodukt (BIP), zeigt sich ein deutliches Gefälle innerhalb Deutschlands. Während Baden-Württemberg und Bayern im Jahr 2023 mit Exportquoten von 40,9 Prozent bzw. 29,8 Prozent zu den Spitzenreitern gehörten und der Bundesdurchschnitt bei 38,6 Prozent lag, erreichte Mecklenburg-Vorpommern nur eine Exportquote von 16,7 Prozent.
Auch im Vergleich zu den anderen ostdeutschen Bundesländern ohne Berlin, die zusammen auf eine durchschnittliche Exportquote von 26,7 Prozent kamen, liegt Mecklenburg-Vorpommern deutlich zurück. Diese niedrige Exportquote sowie der geringe Exportwert pro Einwohner (6.065 Euro in MV vs. 18.793 Euro bundesweit in 2023) unterstreichen die geringere Integration der Wirtschaft des Bundeslandes in internationale Märkte im Vergleich zum nationalen Durchschnitt.
Wirtschaftliche Strukturen und Herausforderungen im Nordosten
Die Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns befindet sich im Vergleich zu anderen Bundesländern noch in einem Aufholprozess. Während das Bundesland im Jahr 2024 mit einem preisbereinigten Anstieg des BIP um 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr – im Gegensatz zum Bundesdurchschnitt von -0,2 Prozent – das höchste Wirtschaftswachstum in Deutschland verzeichnete, wird diese Entwicklung maßgeblich von wenigen Akteuren geprägt und spiegelt nicht die Breite der Bruttowertschöpfung des Landes wider. Das BIP pro Erwerbstätigen ist zudem signifikant niedriger als im Bundesdurchschnitt.
Wichtige Wirtschaftszweige sind unter anderem das Verarbeitende Gewerbe, die maritime Industrie sowie der Tourismus. Die maritime Industrie wird als innovativ, zukunftsorientiert und mit hohem Qualifikations- und Lohnniveau beschrieben, sieht sich aber auch Herausforderungen bei Image und Infrastruktur gegenüber. Insbesondere die see- und landseitige Anbindung der Häfen benötigt Verbesserungen. Der Tourismus verzeichnet zwar gute Besucherzahlen, die Branche leidet jedoch zunehmend unter der allgemeinen Wirtschaftslage, kurzfristigeren Buchungen und einem kritisch gesehenen Preis-Leistungs-Verhältnis.
Fachkräftemangel als Bremse für Wachstum und Export
Ein zentrales Problem, das die wirtschaftliche Entwicklung und damit auch die Exportfähigkeit Mecklenburg-Vorpommerns beeinträchtigt, ist der Fachkräftemangel. Im Jahresdurchschnitt 2023/2024 fehlten im Land 15.284 qualifizierte Arbeitskräfte, wodurch fast die Hälfte der offenen Stellen (48,2 Prozent) nicht mit passend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden konnte.
Dieser Mangel betrifft verschiedene Sektoren, darunter das Bauhauptgewerbe, der Handel sowie wissensintensive Dienstleistungen und Spitzentechnologiebereiche, in denen bundesweit vor allem Personal mit Hochschulabschluss gesucht wird. Die demografische Entwicklung, mit einem hohen Anteil älterer Beschäftigter in bestimmten Branchen, verschärft die Situation.
Zwar ist der Fachkräftemangel bundesweit ein Problem, das die wirtschaftliche Dynamik begrenzt, doch die spezifische Arbeitsmarktsituation in Mecklenburg-Vorpommern, gepaart mit einer im bundesweiten Vergleich geringeren Gründungsintensität und Herausforderungen im Bildungssystem, wie z.B. bei den Ingenieurwissenschaften und der Schulabbrecherquote, stellt eine besondere Hürde dar.
Nationale Empfehlungen zur Fachkräftesicherung umfassen unter anderem die Stärkung der beruflichen Bildung, die Verbesserung der Arbeitsanreize für Arbeitslose, die Erleichterung der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte und den Ausbau von Betreuungsangeboten.
Infrastruktur und Rahmenbedingungen
Neben dem Fachkräftemangel beeinflusst auch die Infrastruktur die Wettbewerbsfähigkeit und die Möglichkeiten zum internationalen Handel. Mecklenburg-Vorpommern weist im bundesweiten Vergleich Schwächen bei der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und Autobahnen auf. Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen und die Förderung von Neuinvestitionen und Gründungen werden als wichtige Aufgaben der Wirtschaftspolitik gesehen, um mehr Wertschöpfung und wissensbasierte Arbeitsplätze zu schaffen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Mecklenburg-Vorpommern trotz positiver Wachstumszahlen im jüngsten Jahresvergleich weiterhin erhebliche strukturelle Herausforderungen bewältigen muss, um seine Wirtschaft international wettbewerbsfähiger zu gestalten und seine Exportbasis zu verbreitern.
Die niedrige Exportquote und der letzte Platz im Exportranking spiegeln die Notwendigkeit fortgesetzter Anstrengungen in den Bereichen Fachkräftesicherung, Bildung, Infrastruktur und der Stärkung exportorientierter Branchen wider.
Verwendete Quellen:
- https://files.insm.de/uploads/2024/07/20240903_INSM_Pressemitteilung_Bildungsmonitor_Mecklenburg-Vorpommern-1.pdf
- https://doku.iab.de/regional/N/2024/regional_n_0224.pdf
- https://www.regierung-mv.de/static/Regierungsportal/Ministerium%20f%C3%BCr%20Wirtschaft%2C%20Arbeit%20und%20Gesundheit/Dateien/Anlage_1_zur_Fachkr%C3%A4ftestrategie_MV_Analyseergebnisse_und_Beteiligungsproze%C3%9F.pdf
- https://www.prognos.com/de/projekt/arbeits-und-fachkraeftebedarf-mecklenburg-vorpommern-bis-2030
- https://export-app.de/uploads/Bundeslaender_Rankingt.pdf
- https://www.statistik-bw.de/HandelDienstl/Aussenhandel/AH-XP_exportquote.jsp
- https://www.abc-bau.de/aktuelles/gemeinsam-gegen-den-fachkraeftemangel
- https://www.ihk.de/blueprint/servlet/resource/blob/6059590/40174d5466f1fd6cb7347f4e1759c044/ihks-in-mv-konjunkturumfrage-jahresbeginn-2024-data.pdf
- https://epale.ec.europa.eu/de/blog/innovative-strategien-gegen-den-fachkraeftemangel-deutscher-fachkraeftepreis
- https://www.ihk.de/rostock/servicemarken/branchen/maritime-wirtschaft/kernbotschaften-3594796
- https://www.ifo.de/fakten/2025-02-17/konjunkturflaute-entschaerft-fachkraeftemangel
- https://www.kofa.de/media/Publikationen/Laendersteckbriefe/Mecklenburg-Vorpommern.pdf
- https://www.skl-gluecksatlas.de/artikel/gluecksatlas-2024-mecklenburg-vorpommern.html
- https://www.regierung-mv.de/Aktuell/?id=206458&processor=processor.sa.pressemitteilung
- https://www.laiv-mv.de/Pressemitteilungen/?id=209642&processor=processor.sa.pressemitteilung
- https://www.regierung-mv.de/Aktuell/?id=204239&processor=processor.sa.pressemitteilung
- https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/wm/Wirtschaft/
- https://www.dihk.de/resource/blob/127242/6ffb666cfa53e926e07b3cf91d5d021f/fachkraefte-dihk-report-fachkraeftesicherung-2024-2025-data.pdf