Angesichts rückläufiger Wildfischbestände und steigender Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln richtet sich der Blick verstärkt auf die Aquakultur. Offizielle Informationen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) (https://www.bmel.de/) und des Landwirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommern (LM MV) (https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/lm/) betonen die Potenziale von Fischzuchtprojekten in Küsten- und Binnengewässern. Ergänzend liefert das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)(https://www.io-warnemuende.de/) Erkenntnisse zu Umweltaspekten.
Relevanz für Mecklenburg-Vorpommern
Nach Angaben des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern (https://www.statistik-mv.de/) ist die Fischerei ein wichtiger Wirtschaftszweig im Land, wobei Wildfänge aus der Ostsee zuletzt rückläufig sind. Das BMEL verweist darauf, dass Aquakulturprojekte – etwa landbasierte Kreislaufsysteme oder Gehege im Küstenbereich – helfen können, den Bedarf an Fisch aus regionaler Produktion zu decken.
- Küstenlage: Mecklenburg-Vorpommern verfügt über Ostseezugang und zahlreiche Binnengewässer, was geeignete Voraussetzungen für Fischzuchtprojekte schafft.
- Staatliche Förderangebote: Laut LM MV werden Investitionen in Aquakulturanlagen über den Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) kofinanziert, sofern Umweltstandards erfüllt sind.
Aquakulturformen und Beispiele
Laut einer Übersicht des Thünen-Instituts (https://www.thuenen.de/de) zur Fischerei und Aquakultur existieren verschiedene Produktionsmethoden:
- Landbasierte Kreislaufsysteme: Hierbei wird das Wasser fortlaufend gefiltert und wiederverwendet. In Mecklenburg-Vorpommern fördern Umweltbehörden solche Projekte, da sie geringere Auswirkungen auf Naturgewässer haben.
- Teichwirtschaft: Betriebe nutzen Teiche zur Süßwasserfischzucht (z. B. Karpfen, Forelle). Das LM MV nennt im Rahmen von Agrarstrukturberichten mehrere Beispiele in den Landkreisen Ludwigslust-Parchim oder Mecklenburgische Seenplatte.
- Marine Gehege: In der Ostsee werden laut Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt MV einzelne Pilotprojekte geprüft, um Arten wie Lachs oder Dorade zu züchten. Strenge Genehmigungen sollen Umweltauswirkungen minimieren.
Wirtschaftliche Bedeutung und Förderung
Das BMEL weist in seiner Datenbank („Marktanalyse Fisch“) darauf hin, dass in Deutschland der Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch stabil bleibt, während die inländische Erzeugung stagniert. Mecklenburg-Vorpommern setzt deshalb verstärkt auf Aquakultur, um
- Regionale Versorgung: Den Bedarf an Frischfisch und Zuchtfisch zu decken.
- Wertschöpfung vor Ort: Verarbeitung und Vermarktung sollen laut LM MV in der Region stattfinden, etwa durch Direktverkauf oder Kooperationen mit lokalen Händlern.
Über den EMFAF sowie Landesprogramme (nachzulesen bei https://www.lfi-mv.de/) können Betriebe Zuschüsse für Anlagebau, Monitoringtechnik oder Forschungsvorhaben erhalten.
Umweltaspekte und Forschung
Das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) untersucht laut eigener Publikationen (siehe https://www.io-warnemuende.de/publikationen.html) mögliche Auswirkungen von Aquakulturanlagen auf Küstenökosysteme. Wichtige Punkte sind:
- Nährstoffeinträge: Ausscheidungen der Fische oder nicht aufgefressenes Futter dürfen nicht zu einer Überdüngung führen.
- Einsatz von Medikamenten: Antibiotika oder Chemikalien können Meeresorganismen schädigen, weshalb Behördengenehmigungen laut LM MV strikte Auflagen enthalten.
- Artenvielfalt: Marine Zuchtprojekte müssen laut EU-Vorgaben (Verordnung (EU) 2019/473) sicherstellen, dass heimische Arten nicht verdrängt oder eingeführte Arten strikt kontrolliert werden.
Das LM MV ist für Genehmigungsverfahren zuständig und berücksichtigt Umweltschutzgutachten, bevor eine Aquakulturanlage genehmigt wird.
Chancen und Herausforderungen
Während das BMEL und das LM MV in Informationsbroschüren (Stand 2022/2023) die Aquakultur als Wachstumsmarkt mit Potenzial für Mecklenburg-Vorpommern einstufen, gibt es kritische Aspekte:
- Investitionskosten: Kreislaufanlagen sind laut BMEL teurer als konventionelle Teichwirtschaft. Finanzhilfen können diesen Faktor mindern, stellen jedoch keine Garantie für wirtschaftlichen Erfolg dar.
- Technisches Know-how: Spezialisierte Fachkräfte werden benötigt, um Zuchtanlagen zu betreiben. Schulungsangebote sind laut Bildungsinitiativen der Landwirtschaftskammer MV (https://www.lwk-mv.de/) vorhanden, aber nicht flächendeckend.
- Klimawandel und Meeresschutz: Steigende Wassertemperaturen und potenzielle Wetterextreme wirken sich auf die Standortwahl aus. Zuchtbetriebe müssen Standortanalysen durchführen, um Risiken zu minimieren.
Fazit
Aktuelle Daten von BMEL, Thünen-Institut und dem Ministerium in Mecklenburg-Vorpommern verdeutlichen, dass Aquakulturprojekte ein attraktives Standbein sein können, um rückläufige Wildfänge zu kompensieren und die regionale Versorgung mit Fisch zu stärken. Landbasierte Kreislaufsysteme und ausgewählte Marine Gehege unterliegen jedoch strengen Auflagen, um Umweltverträglichkeit zu gewährleisten.
Förderprogramme des Landes und der EU (EMFAF) unterstützen Betriebe, die in nachhaltige Fischzucht investieren wollen. Dennoch bleiben Investitionskosten, Fachkräftebedarf und ökologische Fragen zentrale Herausforderungen. Das IOW sowie andere Forschungseinrichtungen untersuchen laufend die Auswirkungen von Aquakultur auf Küsten- und Binnengewässer, um wissenschaftlich fundierte Grundlagen für politische und betriebliche Entscheidungen bereitzustellen.