Der Hafen Rostock hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Logistikzentren an der Ostsee entwickelt. Mit einer strategischen Lage, einem breiten Leistungsspektrum und kontinuierlichen Investitionen in die Infrastruktur hat sich der Hafen als Schlüsselstandort für den Güterumschlag zwischen Skandinavien, Russland, dem Baltikum und dem europäischen Hinterland etabliert.
Strategische Lage und multimodale Anbindung
Die geografische Lage Rostocks an der südlichen Ostseeküste ist ein entscheidender Vorteil. Der Hafen bietet eine kurze und unkomplizierte Zufahrt von der Ostsee und ist über die Autobahnen A19 und A20 optimal an das deutsche und europäische Straßennetz angebunden. Zudem verfügt der Hafen über ausgebaute Gleisanlagen und einen eigenen Rangierbahnhof, was eine effiziente Anbindung an das Schienennetz ermöglicht.
DB Schenker setzt auf Rostock
Die Bedeutung des Rostocker Hafens für die Logistikbranche unterstreicht auch die langjährige Zusammenarbeit mit DB Schenker. Über das 11.000 Quadratmeter große „Baltic Sea Gate“ wickelt DB Schenker Transporte von und nach Norwegen, Dänemark, Schweden, Finnland und Russland ab. Jährlich verzeichnet die DB-Logistiktochter rund 1300 Zugankünfte und -abfahrten über den Intermodalen Terminal von und nach Verona, Karlsruhe, Duisburg und Wels.
Wachstumszahlen und Umschlagleistungen
Im Jahr 2024 wurden im Überseehafen Rostock 30,1 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen. Dies stellt das zweitbeste Umschlagergebnis in der Geschichte des Hafens dar. Insgesamt wurden in den Rostocker Häfen 31,6 Millionen Tonnen umgeschlagen. Trotz eines leichten Rückgangs gegenüber dem Rekordjahr 2023 zeigt sich Dr. Gernot Tesch, Geschäftsführer des Hafenbetreibers ROSTOCK PORT, zufrieden: „Angesichts des wirtschaftlichen Umfeldes sind wir mit dem Jahresergebnis 2024 sehr zufrieden, bestätigt es doch die Leistungsfähigkeit der im größten Universalhafen an der deutschen Ostseeküste tätigen Unternehmen und Behörden“.
Umschlag nach Güterarten:
- Fähr- und RoRo-Verkehr: 8,1 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2024
- Schüttgut: 5,05 Millionen Tonnen im Jahr 2024, wobei Getreide mit 2,7 Millionen Tonnen dominiert
- Flüssiggut: Rückgänge in allen Gutartengruppen im ersten Halbjahr 2024
- Kombinierter Ladungsverkehr (KV): 112.000 Einheiten im Jahr 2024
Investitionen in die Infrastruktur
Um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, investiert ROSTOCK PORT kontinuierlich in den Ausbau und die Modernisierung der Hafeninfrastruktur. Im Jahr 2024 wurden knapp 18 Millionen Euro investiert, und für 2025 sind Investitionen von über 50 Millionen Euro geplant. Zu den wichtigsten Projekten gehören:
- Gleisverlängerung auf dem KV-Terminal: Die kranbare Gleislänge wird von 600 auf 680 Meter verlängert. Der Baustart ist für das Frühjahr 2025 geplant, die Fertigstellung für das kommende Jahr.
- Neubau Tiefenwasserliegeplatz 5 im Ölhafen: Ein Genehmigungsverfahren wurde 2024 eingeleitet, Baubeginn soll 2025/26 sein.
- Neubau von Bürogebäuden: Ein sechsgeschossiges Gebäude mit 60 Büroräumen soll bis Ende 2025 fertiggestellt werden. Ein weiteres Bürogebäude wird für die Bundespolizei errichtet.
- Sanierung von Bahn- und Weichenanlagen: Im Rahmen des Förderprogramms „Rail-IT-MoS“ werden die Anlagen auf dem Fähr- und RoRo-Terminal bis Ende 2025 saniert.
- Flächenoptimierung: Eine etwa 7.000 Quadratmeter große Asphaltfläche wurde kürzlich fertiggestellt.
Ausbau des Intermodalverkehrs
Ein wichtiger strategischer Schwerpunkt ist der Ausbau des kombinierten Ladungsverkehrs (KV). Trotz eines leichten Rückgangs im Jahr 2024 sieht Dr. Gernot Tesch langfristig einen wachsenden Bedarf an Intermodallösungen: „Nach vielen Wachstumsjahren ist der leichte Rückgang auf das schwierige wirtschaftliche Umfeld, Baumaßnahmen im nahen und entfernteren Hinterland, aber auch auf gestiegene Energie- und Trassenpreise sowie die verbesserte Fahrerverfügbarkeit auf der Straße zurückzuführen. Mittel- und langfristig sehen wir aber weiter einen wachsenden Bedarf an Intermodallösungen und werden die Kapazitäten im Hafen entsprechend weiter ausbauen. Es gibt erste Anzeichen, dass die Talsohle im Intermodalbereich durchschritten ist“.
Grüne Initiativen und Nachhaltigkeit
ROSTOCK PORT setzt verstärkt auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Ein wichtiger Baustein ist das Wasserstoffproduktionsprojekt „HyTechHafen Rostock“, das Teil des Energiehafenkonzepts ist. Zudem engagiert sich das Unternehmen für den Import grüner Derivate über den Hafen. Jens A. Scharner, Geschäftsführer der ROSTOCK PORT GmbH, betont: „Hier streben wir eine Vorreiterrolle als Energieknotenpunkt für die Verteilung von Wasserstoff an, um nachhaltig Kohlendioxidemissionen und Umweltbelastungen zu verringern“.
Herausforderungen und Ausblick
Trotz der positiven Entwicklung steht der Rostocker Hafen vor Herausforderungen. Dazu gehören konjunkturelle Schwankungen, gestiegene Energie- und Trassenpreise sowie der Wettbewerb mit anderen Häfen. Um seine Position als zentraler Logistik-Hub weiter auszubauen, muss der Hafen die Digitalisierung vorantreiben, die intermodalen Verkehre stärken und seine Nachhaltigkeitsstrategie konsequent umsetzen.
Mit seiner strategischen Lage, der leistungsfähigen Infrastruktur und dem klaren Fokus auf Innovation und Nachhaltigkeit ist der Hafen Rostock jedoch gut aufgestellt, um auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der europäischen Logistiklandschaft zu spielen.
Quellen: